Der heilige Don Bosco, dessen Fest wir am 31. Jänner feiern, stellt sich selber vor:
Ich heiße Giovanni (auf Deutsch: Johannes) Bosco und wurde am 16. August 1815 in Becchi in Italien geboren. Mein Vater starb früh, sodass meine Mutter sich alleine um meine beiden älteren Brüder und mich kümmern musste. Wir waren eine arme Bauernfamilie und ich musste auf dem Feld helfen, damit wir genug zu essen hatten.
Eines Nachts, als ich etwa 9 Jahre alt war, begegnete ich im Traum Jesus: Als ich mich gerade in die Mitte von einigen kämpfenden und fluchenden Kindern stürzen wollte, um sie mit Schlägen zum Schweigen zu bringen, erschien Jesus. Er zeigte mir, dass man Kindern und Jugendlichen nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe begegnet. Danach wuchs in mir der Wunsch, Priester zu werden. Ich lernte lesen und schreiben. Außerdem lernte ich einen Priester kennen, der mir Latein beibrachte. Weil mein ältester Bruder dachte, ich wolle mich vor der Feldarbeit drücken, gab es zu Hause viel Ärger. In der Schule fiel es mir zunächst schwer, Anschluss zu finden, weil ich der einzige Junge vom Land und älter als die anderen war. Doch dann lebte ich mich ein und fand Freunde. Um meine Mutter zu entlasten, arbeitete ich neben der Schule viel und verdiente damit Geld für die Miete und das Schulgeld.
Mit 20 Jahren entschloss ich mich, ins Priesterseminar einzutreten. Zum Glück unterstützten mich meine Freunde sehr bei meiner Entscheidung und gaben mir auch etwas Geld. Alleine hätte ich es nie geschafft! Am 05. Juni 1841 – ich war 26 Jahre alt – wurde ich in Turin zum Priester geweiht. Von nun an nannten mich alle „Don Bosco“.
Jedes Mal, wenn ich durch die Stadt Turin ging, war ich von der großen Armut, die dort herrschte, entsetzt. In den Gefängnissen und Krankenhäusern begegnete mir das ganze Elend der Menschen – unter ihnen viele Kinder und Jugendliche. Viele von ihnen hatten keine Eltern mehr und lebten auf der Straße. Sie schlugen sich als Tagelöhner durch, bettelten oder stahlen, um etwas zu essen zu haben.
Eines Tages traf ich den Waisenjungen Bartolomeo in meiner Kirche. Wir unterhielten uns und am Sonntag darauf stand Bartolomeo mit sechs anderen zerlumpten Straßenjungen vor meiner Tür. Nach diesen Erlebnissen spürte ich, dass dies meine Berufung als Priester war: Ich wollte den Straßenjungen helfen, die ganz auf sich allein gestellt waren, und ihnen eine gute Zukunft ermöglichen. In der folgenden Zeit verbrachten wir viel Zeit gemeinsam, spielten, sangen, wanderten durch die Felder und unterhielten uns.
Meine eigene Jugend hatte mir gezeigt, dass ich nur durch die Schulbildung so viel im Leben erreichen konnte. Deshalb war es mir wichtig, dass auch „meine“ Straßenjungen etwas lernten. Also unterrichtete ich sie im Lesen, Schreiben und Rechnen. Ihnen gefiel die Zeit bei mir und so kamen immer mehr. Bald waren es mehrere hundert Straßenkinder. Ich spürte, dass es meine Berufung war, diesen Jugendlichen zu zeigen, dass sie etwas wert sind, und ihnen eine Chance zu geben.
Deshalb errichtete ich ein Heim, in dem sie ein neues Zuhause fanden. Dort spielte und betete ich mit ihnen, unterrichtete sie und bereitete sie auf einen Beruf vor. Viele Menschen verstanden mich nicht. Für sie waren die Straßenkinder nichts als Dreck und Abschaum. Es gab aber auch Erwachsene und Priester, die mich unterstützen wollten, und mein Werk wurde größer und größer. Es dehnte sich zuerst in Italien und später in anderen Ländern aus. Im Jahre 1875 konnte ich die ersten Missionare nach Argentinien entsenden. Das war der erste Schritt zur weltweiten Verbreitung. Als ich am 31. Jänner 1888 starb, wusste ich, dass sich mein Berufungstraum, ganz für die jungen Menschen da zu sein, erfüllt hatte.
(vgl. Wie Don Bosco, Don Bosco Mission Bonn 2015, S. 15-17)